Liebe i. d. Werkstatt 2

Wenn die Gefühle der Kollegen so sehr verletzt werden, dass sie sich mit Verachtung begegnen und sich zu hassen beginnen, ist wirklich ein großes Problem aufgetreten. Wir werden dieses Mal die Sache aus der Sicht der Kollegen bzw. der Konkurrenten betrachten und wie beim ersten Teil versuchen, die Fragen zu beantworten. Liz wird uns in diesem Betrag auch wieder begegnen, da sie sozusagen der Auslöser des Dramas ist.

Nun, Liz hüpft wie ein Schmetterling von Blume zu Blume und stiftet derart Unruhe in ihrem Umfeld, dass sich dann die Kollegen, die wieder „beiseite“ gelegt wurden, sehr verletzt fühlen, wenn sie sehen, wie Liz mit dem Nächsten „spielt“ und dann – Bumm – eskaliert die Situation. Teilweise kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen oder verletzten Gefühlen, weil Liz auch die Kollegen gegeneinander ausspielt, denn Liz macht es Spaß und sie achtet nicht auf die Gefühle der Anderen – Hauptsache sie hat ihr Vergnügen.

Dass die Kollegen darunter leiden, daran denkt Liz natürlich nicht, weil wie schon im ersten Teil berichtet, es Liz nicht interessiert bzw. sie es einfach nicht kann. Ich finde, und auch hier ist nur meine persönliche Meinung gesagt, wenn sich Kollegen, die z.B. in einer Wohngemeinschaft zusammen wohnen, nicht mehr mögen, weil Kollege M die ganze Zeit dem Kollegen A vorschwärmt, wie toll Liz ist und Kollege A dann in der Werkstatt, wo Liz hauptsächlich arbeitet, mit Liz zusammentrifft und mit ihr kuscheln geht; dann aber zuhause in der Wohngemeinschaft hört, wie der andere Kollege nach ihr schmachtet, führt das zu extremen Frustrationen – bis fast zur Unmöglichkeit, den Arbeitstag in der Werkstatt zu bewältigen.

Ein anderes Beispiel: Kollege L bekommt das ganze Hick-Hack um Liz mit und will, weil ja wie im ersten Teil berichtet, Liz nicht gerade hässlich ist, sondern ziemlich hübsch, auch etwas davon haben und versucht mit seiner lauten Art, Liz auch für sich zu gewinnen; schafft es durch sein ruppiges Auftreten aber nicht, im Gegenteil – er schafft durch seine Art sogar Ablehnung. Das frustriert Kollegen L so sehr (und es klappt ja auch bei diversen anderen Kollegen), dass er auf diese losgeht und sie schlägt aus lauter Wut. Die Betreuer spielen Feuerwehr und versuchen, die Lage in den Griff zu bekommen, was ihnen nur teilweise gelingt.

Was ist da zu machen, um die Situation in erträgliche Bahnen zu lenken, damit sich die Kollegen, die ja auch Freunde sind, wieder vertragen und sich wieder einigermaßen wohlfühlen? Nun, man könnte Liz untersagen, ihre „Spielchen“ zu spielen, denn letztendlich ist es nichts anderes, obwohl Liz felsenfest überzeugt ist, auf der Suche nach der einzigen großen Liebe zu sein. Aber ganz ehrlich: Sind wir das im geheimsten Winkel unseres Herzens nicht alle? Und verbieten kann und darf man Liz das auch gar nicht; man kann Liz daran erinnern, das nicht zu offen auszuleben und sie bitten, die Gefühle der Kollegen zu respektieren. Nützen wird das wenig wegen Liz‘ besagten Naturells. Da sind wir bei der Frage: Wie viel Grenze braucht man, damit die Situation nicht eskaliert? Eine weise Frau hat mal gesagt, auch eine Grenze ist eine Hülle oder Stütze, an der man sich orientieren kann. Das könnte auch Liz helfen, sich wohler zu fühlen, denn es ist für sie offensichtlich auch stressig und sie ist oft aufgewühlt.

Vielleicht wäre es eine Möglichkeit, dass Liz einen deutlichen strukturellen Rahmen bekäme, damit könnte sich die ganze Situation deutlich entspannen. Das Umsetzen dieser Maßnehmen ist schwer bis fast unmöglich, da der Arbeitsplatz von Liz sehr weitläufig ist und sich viele Gelegenheiten und Möglichkeiten bieten, wo Liz ihre „Spielchen“ ausleben kann. Gewisse Grenzen tun allen gut, die große Frage ist nur die Umsetzung. Lässt Liz sich auf die Grenzen ein, die man ihr gibt? Vielleicht ja, aber zu der ganzen Geschichte gehören immer zwei bzw. mehrere. In diesem Fall ist das Liz auf der einen und auf der anderen Seite die, die es mit sich machen lassen, weil Liz so cool ist. Die Betreuer der Werkstatt sind auch dazu da, die Regeln des Arbeitsalltages aufzustellen und dafür verantwortlich, dass sie auch befolgt werden. Allerdings können sie auch nicht überall sein, um die Situation im Blick zu behalten. Sie können den Rahmen schaffen und appellieren, dass sich daran gehalten wird, aber keine Garantie geben, dass nichts „passiert“. Wie im ganzen Leben ist das nie ausgeschlossen. Nun gibt es auch die Möglichkeit den Paarkreis zu konsultieren. Die dazu gehörenden Betreuer stehen speziell für die Unterstützung in der Beziehungsarbeit zur Verfügung.

Hiermit sollte das Thema ausreichend besprochen sein und kann gerne in Gastbeiträgen kommentiert werden. Ganz wichtig: Liebe ist etwas ganz Tolles und darf nicht unterdrückt werden, muss aber im Arbeitsalltag im Rahmen bleiben.